… und ja ich bin auch noch in Kenia. Es tut mir wirklich
leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe, aber es war nicht ohne
Grund. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Mit zwei wunderschönen Reisen,
mit kleinen Anekdoten oder mit dem Visumsstress. Ich glaube ich fange mit dem
an, was mich am meisten belastet hat. Das Thema Visum. Ich bin da ja schon die
ganze Zeit mit dran und das Problem ist, dass die kenianischen Behörden nicht
so zügig arbeiten, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Ich will mich gar
nicht darüber aufregen, fakt ist ich hab immer noch keine permanente
Aufenthaltsgenehmigung. Ich weiß jetzt nicht, wie viel ich dazu sagen darf,
deswegen umschreibe ich es sehr grob. Es wurde eigentlich veranlasst, dass ich
und vier Mitfreiwillige bis Dienstag Kenia verlassen und nach Deutschland zurückkehren
sollten. Das Problem war der Visumsstatus und letztendlich wollte Deutschland
die Verantwortung nicht mehr übernehmen. Das hatte zur Folge, dass wir fünf
zusammen eine Woche in Nairobi um unsere Visa gekämpft haben. Meine Mitfreiwilligen
hatten alle Erfolg, deswegen bestand für sie dann auch keine „Gefahr“ mehr. Ich
hatte weniger Erfolg und durfte noch ein bisschen weiter kämpfen, leider
vergebens. Das einzige Ergebnis war eine mündliche Bestätigung, dass mein Visum
unterwegs ist. Nach langem Hin und Her haben sich die Verantwortlichen zum
Glück darauf eingelassen, die Verantwortung doch zu übernehmen und ich darf
noch gut acht Wochen hier bleiben. Wie gesagt, das hier ist wieder eine rein
subjektive Wahrnehmung des Geschehens, ich selber weiß gar nicht, was alles in
Deutschland besprochen wurde. Das Ergebnis ist, ich darf erst mal hier bleiben,
worüber ich unheimlich glücklich bin. Das ist nur der Grund, warum ich quasi
die letzten zwei Wochen von der Bildschirmfläche verschwunden war und leider
auch an meinem Geburtstag. Aber noch mal Danke an alle diejenigen, die an dem Tag
an mich gedacht haben und an alle die, die mich in dem Kampf unterstützt haben,
ich darf hier bleiben.
So jetzt aber zu deutlich erfreulicheren Themen. Ich habe
zwei wunderschöne, einzigartige und atemberaubende Reisen hinter mir. Und so
ähnlich sie vielleicht auch in ihrem Aufbau waren, waren sie doch komplett
unterschiedlich. Ich glaube es würde viel zu lange dauern, von den einzelnen
Reisen zu erzählen, deswegen beschreibe ich einfach die Highlights.
Das erste große Highlight: Safari. Was bedeutet das? Man
fährt zusammen mit einem Guide in einem Oben offenen Matatu durch eine der
schönsten Landschaften, die ich je gesehen habe. Weite, Savanne, Gräser und ab
und zu eine Schirmakazie so weit das Auge reicht. Man fährt über einen Hügel
und denkt, jetzt muss es doch vorbei sein und es kommt einfach das nächste Tal
voll mit Weite, als gäbe es nichts anderes auf dieser Erde. Man sieht
friedliche Zebra, Gnu, Antilopen oder Büffelherden grasen und kann die Ruhe und
Entspanntheit quasi spüren. Dann hält man an und sieht unter einem Busch zwei
Löwen liegen, denen es momentan einfach zu heiß zum Jagen ist, deswegen sind
alle so entspannt. Eine Giraffenfamilie kreuzt den Weg und ich hab das Gefühl,
etwas Anmutigeres habe ich noch nie gesehen. Man fährt weiter und hält
irgendwann auf einer kleinen Brücke. Auf einmal machen die riesigen grauen
Steine in dem Fluss ihr Maul auf und Gähnen einen an. Eine Gruppe Flusspferde,
denen es ebenfalls zu heiß ist. Der Guide sagt, das seien die gefährlichsten
Tiere des Park, wenn man sich zwischen sie und ihre Wasserstelle stellt. Weil
Flusspferde nur ihren eigenen Weg zurück zum Wasser gehen können, rennen sie
notfalls alles um, was sich auf diesem Weg befindet. Daneben suhlt sich ein
Warzenschwein im Schlamm, wiederum sehr entspannt, weil es um die Eigenheiten
des Flusspferds weiß. Dann fährt man weiter und es passiert zwei Stunden lang
nichts, aber das ist absolut nicht schlimm, weil die Ruhe so gut tut. Und auf
einmal steht eine Familie Elefanten neben dem Auto, inklusive zwei sehr tapsiger
Neugeborener. Ich könnte noch stundenlang weiter erzählen. Von Geparden, von Giraffenkämpfen,
von Löwinnen die ein Büffeljungs jagen, von einer Löwin, die auf vier Junge
aufpasst, von sehr scheuen Nashörnern
und sehr entspannten Leoparden, aber ich glaube ich lasse hier einfach
die Bilder sprechen. Da es mir absolut nicht möglich war die Bilder noch weiter
zu sortieren, kommen jetzt knapp 40
Bilder, seht es als Entschädigung dafür, dass bei den letzten Einträgen kaum
Bilder dabei waren.
Ein weiteres Highlight war Nairobi. Mit seinen Märkten
und seinem Leben, aber zum Beispiel auch einer Aufzuchtstation für Elefanten.
Ich hatte das Glück zweimal dort sein zu dürfen und es ist einfach wunderbar.
In der Stunde der Fütterung darf man dabei zusehen, wie die kleinen Elefanten
gefüttert und gewaschen werden, ein bisschen spielen und untereinander ein
bisschen kämpfen, aus Spaß natürlich. Dabei steht man direkt neben den
Elefanten, anfassen ist kein Problem und auch erlaubt. Und ich sage euch, eine
Elefantenhaut ist sehr dick. Die tapsigen, oft sehr unbeholfen wirkende
Elefanten so nah zu erleben war wirklich ein Geschenk und ich kann es nur jedem
empfehlen, der gerade zufällig in Nairobi ist.
Meinem Besuch auch meine neue Heimat und meine
Arbeitsstellen zu zeigen war ein wirkliches Highlight. Es hat wirklich gut
getan und mich auch ein bisschen mit Stolz erfüllt, all das hier jemandem zu
zeigen, den ich schon so lange kenne und gerade bei meinen Eltern mal der zu
sein, der den Durchblick hat und wirklich weiß, wo es lang geht.
Aber genau das war das eigentliche Highlight. Der Besuch.
Es hat so unendlich gut getan meine Eltern aber auch Lea und Sophie wieder zu
sehen, Zeit zu haben, reden zu können. Ich hab das neuste aus Deutschland
mitbekommen und hatte einfach mal wieder Zeit mit den Menschen, die mir
ziemlich am Herzen liegen. Danke euch vier, das ihr da ward, den langen Weg auf
euch genommen habt. Danke für jede Minute und jedes Wort, es hat wirklich gut
getan und mir viel Kraft gegeben. Und besonders euch Lea und Sophie noch mal
von tiefstem Herzen Dankeschön, dass ihr im Stress um das Visum für mich da
ward, ihr habt mich gerettet.
So jetzt habe ich aber genug erzählt, meine Arbeit wartet
und konkret heißt das gerade das Wörterbuch für meine Deaf-Schüler.
Wie gesagt, ich habe noch gut acht Wochen hier in Kenia
und ich befürchte, dass das hier mein letzter Blog Eintrag werden wird. Die
Dinge, die jetzt hier ablaufen sind zu komplex, um sie zu beschreiben und ich
will die Zeit hier noch in vollen Zügen genießen. Versteht mich nicht falsch,
es hat mir immer Spaß gemacht zu berichten, aber je länger und weiter man von
Deutschland weg ist, desto größer wird der Aufwand. Dafür habt ihr mich ja bald
wieder und könnt mich mit Fragen löchern. Ich wollte die Gelegenheit noch mal
nutzen um Danke zu sagen. Danke für jeden Gedanken, jede Unterstützung, jedes
gute Wort. Ich weiß das alles wirklich zu schätzen und ohne euch hätte ich
dieses Abenteuer weder gewagt noch geschafft und ich kann nur wieder sagen es
hat sich mehr als gelohnt, es ist wunderbar, genial und die beste Entscheidung
meines Lebens. Ich wünsche euch eine super schönen Sommeranfang und sage mal
auf bald dann wieder in Echt.
Euer Sören
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