Sonntag, 7. Juni 2015

Ja ich lebe noch….



… und ja ich bin auch noch in Kenia. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe, aber es war nicht ohne Grund. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Mit zwei wunderschönen Reisen, mit kleinen Anekdoten oder mit dem Visumsstress. Ich glaube ich fange mit dem an, was mich am meisten belastet hat. Das Thema Visum. Ich bin da ja schon die ganze Zeit mit dran und das Problem ist, dass die kenianischen Behörden nicht so zügig arbeiten, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Ich will mich gar nicht darüber aufregen, fakt ist ich hab immer noch keine permanente Aufenthaltsgenehmigung. Ich weiß jetzt nicht, wie viel ich dazu sagen darf, deswegen umschreibe ich es sehr grob. Es wurde eigentlich veranlasst, dass ich und vier Mitfreiwillige bis Dienstag Kenia verlassen und nach Deutschland zurückkehren sollten. Das Problem war der Visumsstatus und letztendlich wollte Deutschland die Verantwortung nicht mehr übernehmen. Das hatte zur Folge, dass wir fünf zusammen eine Woche in Nairobi um unsere Visa gekämpft haben. Meine Mitfreiwilligen hatten alle Erfolg, deswegen bestand für sie dann auch keine „Gefahr“ mehr. Ich hatte weniger Erfolg und durfte noch ein bisschen weiter kämpfen, leider vergebens. Das einzige Ergebnis war eine mündliche Bestätigung, dass mein Visum unterwegs ist. Nach langem Hin und Her haben sich die Verantwortlichen zum Glück darauf eingelassen, die Verantwortung doch zu übernehmen und ich darf noch gut acht Wochen hier bleiben. Wie gesagt, das hier ist wieder eine rein subjektive Wahrnehmung des Geschehens, ich selber weiß gar nicht, was alles in Deutschland besprochen wurde. Das Ergebnis ist, ich darf erst mal hier bleiben, worüber ich unheimlich glücklich bin. Das ist nur der Grund, warum ich quasi die letzten zwei Wochen von der Bildschirmfläche verschwunden war und leider auch an meinem Geburtstag. Aber noch mal Danke an alle diejenigen, die an dem Tag an mich gedacht haben und an alle die, die mich in dem Kampf unterstützt haben, ich darf hier bleiben. 

So jetzt aber zu deutlich erfreulicheren Themen. Ich habe zwei wunderschöne, einzigartige und atemberaubende Reisen hinter mir. Und so ähnlich sie vielleicht auch in ihrem Aufbau waren, waren sie doch komplett unterschiedlich. Ich glaube es würde viel zu lange dauern, von den einzelnen Reisen zu erzählen, deswegen beschreibe ich einfach die Highlights.
Das erste große Highlight: Safari. Was bedeutet das? Man fährt zusammen mit einem Guide in einem Oben offenen Matatu durch eine der schönsten Landschaften, die ich je gesehen habe. Weite, Savanne, Gräser und ab und zu eine Schirmakazie so weit das Auge reicht. Man fährt über einen Hügel und denkt, jetzt muss es doch vorbei sein und es kommt einfach das nächste Tal voll mit Weite, als gäbe es nichts anderes auf dieser Erde. Man sieht friedliche Zebra, Gnu, Antilopen oder Büffelherden grasen und kann die Ruhe und Entspanntheit quasi spüren. Dann hält man an und sieht unter einem Busch zwei Löwen liegen, denen es momentan einfach zu heiß zum Jagen ist, deswegen sind alle so entspannt. Eine Giraffenfamilie kreuzt den Weg und ich hab das Gefühl, etwas Anmutigeres habe ich noch nie gesehen. Man fährt weiter und hält irgendwann auf einer kleinen Brücke. Auf einmal machen die riesigen grauen Steine in dem Fluss ihr Maul auf und Gähnen einen an. Eine Gruppe Flusspferde, denen es ebenfalls zu heiß ist. Der Guide sagt, das seien die gefährlichsten Tiere des Park, wenn man sich zwischen sie und ihre Wasserstelle stellt. Weil Flusspferde nur ihren eigenen Weg zurück zum Wasser gehen können, rennen sie notfalls alles um, was sich auf diesem Weg befindet. Daneben suhlt sich ein Warzenschwein im Schlamm, wiederum sehr entspannt, weil es um die Eigenheiten des Flusspferds weiß. Dann fährt man weiter und es passiert zwei Stunden lang nichts, aber das ist absolut nicht schlimm, weil die Ruhe so gut tut. Und auf einmal steht eine Familie Elefanten neben dem Auto, inklusive zwei sehr tapsiger Neugeborener. Ich könnte noch stundenlang weiter erzählen. Von Geparden, von Giraffenkämpfen, von Löwinnen die ein Büffeljungs jagen, von einer Löwin, die auf vier Junge aufpasst, von sehr scheuen Nashörnern  und sehr entspannten Leoparden, aber ich glaube ich lasse hier einfach die Bilder sprechen. Da es mir absolut nicht möglich war die Bilder noch weiter zu sortieren, kommen jetzt knapp  40 Bilder, seht es als Entschädigung dafür, dass bei den letzten Einträgen kaum Bilder dabei waren. 












































Ein weiteres Highlight war Nairobi. Mit seinen Märkten und seinem Leben, aber zum Beispiel auch einer Aufzuchtstation für Elefanten. Ich hatte das Glück zweimal dort sein zu dürfen und es ist einfach wunderbar. In der Stunde der Fütterung darf man dabei zusehen, wie die kleinen Elefanten gefüttert und gewaschen werden, ein bisschen spielen und untereinander ein bisschen kämpfen, aus Spaß natürlich. Dabei steht man direkt neben den Elefanten, anfassen ist kein Problem und auch erlaubt. Und ich sage euch, eine Elefantenhaut ist sehr dick. Die tapsigen, oft sehr unbeholfen wirkende Elefanten so nah zu erleben war wirklich ein Geschenk und ich kann es nur jedem empfehlen, der gerade zufällig in Nairobi ist. 

Meinem Besuch auch meine neue Heimat und meine Arbeitsstellen zu zeigen war ein wirkliches Highlight. Es hat wirklich gut getan und mich auch ein bisschen mit Stolz erfüllt, all das hier jemandem zu zeigen, den ich schon so lange kenne und gerade bei meinen Eltern mal der zu sein, der den Durchblick hat und wirklich weiß, wo es lang geht. 

Aber genau das war das eigentliche Highlight. Der Besuch. Es hat so unendlich gut getan meine Eltern aber auch Lea und Sophie wieder zu sehen, Zeit zu haben, reden zu können. Ich hab das neuste aus Deutschland mitbekommen und hatte einfach mal wieder Zeit mit den Menschen, die mir ziemlich am Herzen liegen. Danke euch vier, das ihr da ward, den langen Weg auf euch genommen habt. Danke für jede Minute und jedes Wort, es hat wirklich gut getan und mir viel Kraft gegeben. Und besonders euch Lea und Sophie noch mal von tiefstem Herzen Dankeschön, dass ihr im Stress um das Visum für mich da ward, ihr habt mich gerettet.
So jetzt habe ich aber genug erzählt, meine Arbeit wartet und konkret heißt das gerade das Wörterbuch für meine Deaf-Schüler.


Wie gesagt, ich habe noch gut acht Wochen hier in Kenia und ich befürchte, dass das hier mein letzter Blog Eintrag werden wird. Die Dinge, die jetzt hier ablaufen sind zu komplex, um sie zu beschreiben und ich will die Zeit hier noch in vollen Zügen genießen. Versteht mich nicht falsch, es hat mir immer Spaß gemacht zu berichten, aber je länger und weiter man von Deutschland weg ist, desto größer wird der Aufwand. Dafür habt ihr mich ja bald wieder und könnt mich mit Fragen löchern. Ich wollte die Gelegenheit noch mal nutzen um Danke zu sagen. Danke für jeden Gedanken, jede Unterstützung, jedes gute Wort. Ich weiß das alles wirklich zu schätzen und ohne euch hätte ich dieses Abenteuer weder gewagt noch geschafft und ich kann nur wieder sagen es hat sich mehr als gelohnt, es ist wunderbar, genial und die beste Entscheidung meines Lebens. Ich wünsche euch eine super schönen Sommeranfang und sage mal auf bald dann wieder in Echt.
Euer Sören

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