Gestern vor zwei Monaten bin ich gelandet, vom Jahr und vom
Abenteuer Kenia sind schon zwei Monate rum. Aber warum eigentlich Abenteuer?
Ein Wochenende ohne Strom oder eine Woche ohne Wasser sind
hier in Sega zwar selten, aber man kommt schon ins Nachdenken, wie viel wir
eigentlich verbrauchen. Vorallem, wenn die 400 Liter Wasser, die man morgens
gepumpt hat, abends schon wieder weg sind. Man bekommt einfach ein anderes
Bild, wenn nicht immer alles einfach da ist.
Aber das ist noch kein Abenteuer, jeder Campingtrip war
nicht besonders anders :)
Das ich mir die viel zu warmen Haare aus Mangel an
Frieseuren einfach auf 12 mm rasiert habe, zählt auch nicht. Ich habs
ausprobiert, mir gefällt es nicht wirklich, aber viel Kenianer finden es
„smart“. Für hier geht es also voll klar, aber in Deutschland ändere ich das
wieder.
Das was das Abenteuer ausmacht sind die Begegnungen mit den
Menschen. Wenn Father Dan ohne zu zögern den Fischkopf mit Augen und Gehirn
isst, es voll genießt, weil es wohl der beste Part ist und anfängt zu lachen,
wenn er sieht, wie wir uns weg drehen.
Wenn der Bischof nach der Konfirmation auf seinem Stuhl
einbricht und ihm zwar alle helfen, aber danach lauthals lachen.
Wenn der Bettler
Father auffordert das Geldstück extra in den Dreck zu werfen, weil er sich
nicht würdig fühlt das Geld aus der Hand zu nehmen.
Wenn die Kinder auf dem Ausflug nach Kisumu in einer Reihen,
Kind an Kind durchs Museum gescheucht werden und das Krokodil hinter einer ein
Meter hohen Mauer lebt, wo es ohne Probleme raus kommen könnte. Die Kids dann
auf der Mauer spielen und es keinen interessiert.
Wenn die Menschen in der Messe von Seife, über Colakästen
bis hin zu Schubkarren alles zum Priester bringen, um noch mal einen extra
Segen zubekommen.
Das macht die neue, die fremde Kultur aus und das ist auch
das Abenteuer. Die Menschen und ihre Kultur kennen zu lernen. Immer wieder
überrascht zu werden und gefallen zu finden an dem Neuen, dem Unbekannten.
Aber was ist denn nun passiert seit dem letzten Eintrag?
Wir hatten eine Konfirmation hier bei uns in Sega. Dazu kam
der Bischof zu uns und für den wurde ein riesen Fest aufgezogen. Wir haben auch
unseren Teil dazu beigetragen und alle unseren Mitfreiwilligen eingeladen. Also
waren wir zehn das erste Mal wieder auf einem Haufen seit unserem Abflug. Es
war ein echt schöner Sonntag, aber über
fünf Stunden Messe sind halt immer anstrengend.
Anika, Moritz und ich waren mit 20 Kindern vom Kindergarten
einen Tag lang in Kisumu, der nächstgrößeren Stadt. Da erst fünf Kids jemals in
Kisumu waren, war die Fahrt, der Besuch am Flughafen, im Tierpark und im
Supermarkt ein einziges großes Highlight. Jede Fahrt war echt unterhaltsam,
weil man die Kids so einfach zum Lachen kriegen kann. Auf der Rückfahrt waren
dann alle so müde, dass die meiste Zeit geschlafen wurde. Anikas
Abschluss-Statement war: „anstrengend aber lustig“ und das trifft es wirklich
gut.
Dann habe ich vor einer Woche die Freiwilligen in Uradi auf
eigene Faust besucht. Also meinen Rucksack gepackt, Sonnenbrille auf und ab auf
die Straße, ein Piki suchen. Den ersten mit Helm angehalten, im Preis runter
gehandelt und los geht die Reise. Und Reise ist dieses Mal das richtige Wort.
Eine Stunde hinten auf einem Motorrad zu sitzen und über Buckelerd-Pisten zu
fahren macht nicht unbedingt Spaß, aber man hat echt viel von der Umgebung
gesehen und einen anderen Weg gibt es nicht.
Da angekommen haben ich mit Elena und Katharina geholfen,
das Essen für die Krankenhaus Patienten zu kochen und auszuteilen und mit
Father Oscar zusammen gegessen. Danach saßen wir drei noch lange zusammen und
haben geredet, erzählt und gelacht.
Am nächsten Morgen durften wir dann wieder in der Klinik
helfen, das war ungefähr dieselbe Arbeit wie hier in Sega, aber ich durfte den
Babys das Vitamin A selber in den Mund träufeln.
Auf dem Weg nach Hause dann eine Nachricht, die doch
schockiert hat. Im Nebenraum lag eine 14 Jährige Mutter, die gerade ihr Kind
bekam. Wir wurden eingeladen dabei zu sein und haben das erst skeptisch aber
doch interessiert angenommen. Und dann eine Geburt …
Die Mutter war wie gesagt 14, ihr Körper war noch lange
nicht bereit dafür ein Kind auf die Welt zu bringen und das Kind war mit zwei
Kilo so deutlich zu leicht, dass es Lebensgefährlich ist. Aber nach gut einer
Stunde drücken, viel Blut und sehr viel gutem Zureden, kam die kleine Chantale
( garantiert anders geschrieben!!) lebend zur Welt und das Wunder eines neuen
Lebens war verbracht.
Die Rückfahrt war dank leichtem Nieselregen, dadurch
aufgeweichten Straßen und einem Fahrer der nicht älter war als ich, eine
Zitterpartie, aber ich bin sicher angekommen und wiede rum eine Erfahrung
reicher.
Jetzt stehen die Ferien vor der Tür, die Schüler und
Schülerinnen schreiben ihre Abschlussklausuren und sind danach alle weg oder
zumindest nicht in der Schule.
Wir nutzen die Zeit, lernen jetzt Kisuaheli und die
Zeichensprache, um dann nach den Ferien durchstarten zu können.
Die ersten Reisepläne werden geschmiedet und der
Karnevalsanfang wird hier unten natürlich auf keinen Fall vergessen.
Also ihr seht ich komme immer mehr ein und fühle mich
wirklich immer wohler hier unten. Ich hänge euch noch ein paar Bilder von der
Taubstummen Klasse dran, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass das mein
Projekt werden könnte.
In diesem Sinne einen ganz ganz lieben Gruß aus dem immer
wärmer werdenden Kenia!
Euer Sören
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