Mittwoch, 5. November 2014

2 Monate Abenteuer



Gestern vor zwei Monaten bin ich gelandet, vom Jahr und vom Abenteuer Kenia sind schon zwei Monate rum. Aber warum eigentlich Abenteuer?
Ein Wochenende ohne Strom oder eine Woche ohne Wasser sind hier in Sega zwar selten, aber man kommt schon ins Nachdenken, wie viel wir eigentlich verbrauchen. Vorallem, wenn die 400 Liter Wasser, die man morgens gepumpt hat, abends schon wieder weg sind. Man bekommt einfach ein anderes Bild, wenn nicht immer alles einfach da ist.
Aber das ist noch kein Abenteuer, jeder Campingtrip war nicht besonders anders :)


Das ich mir die viel zu warmen Haare aus Mangel an Frieseuren einfach auf 12 mm rasiert habe, zählt auch nicht. Ich habs ausprobiert, mir gefällt es nicht wirklich, aber viel Kenianer finden es „smart“. Für hier geht es also voll klar, aber in Deutschland ändere ich das wieder.



Das was das Abenteuer ausmacht sind die Begegnungen mit den Menschen. Wenn Father Dan ohne zu zögern den Fischkopf mit Augen und Gehirn isst, es voll genießt, weil es wohl der beste Part ist und anfängt zu lachen, wenn er sieht, wie wir uns weg drehen.
Wenn der Bischof nach der Konfirmation auf seinem Stuhl einbricht und ihm zwar alle helfen, aber danach lauthals lachen.
 Wenn der Bettler Father auffordert das Geldstück extra in den Dreck zu werfen, weil er sich nicht würdig fühlt das Geld aus der Hand zu nehmen.
Wenn die Kinder auf dem Ausflug nach Kisumu in einer Reihen, Kind an Kind durchs Museum gescheucht werden und das Krokodil hinter einer ein Meter hohen Mauer lebt, wo es ohne Probleme raus kommen könnte. Die Kids dann auf der Mauer spielen und es keinen interessiert.

Wenn die Menschen in der Messe von Seife, über Colakästen bis hin zu Schubkarren alles zum Priester bringen, um noch mal einen extra Segen zubekommen. 


Das macht die neue, die fremde Kultur aus und das ist auch das Abenteuer. Die Menschen und ihre Kultur kennen zu lernen. Immer wieder überrascht zu werden und gefallen zu finden an dem Neuen, dem Unbekannten.
Aber was ist denn nun passiert seit dem letzten Eintrag?

Wir hatten eine Konfirmation hier bei uns in Sega. Dazu kam der Bischof zu uns und für den wurde ein riesen Fest aufgezogen. Wir haben auch unseren Teil dazu beigetragen und alle unseren Mitfreiwilligen eingeladen. Also waren wir zehn das erste Mal wieder auf einem Haufen seit unserem Abflug. Es war ein echt schöner Sonntag,  aber über fünf Stunden Messe sind halt immer anstrengend.

Anika, Moritz und ich waren mit 20 Kindern vom Kindergarten einen Tag lang in Kisumu, der nächstgrößeren Stadt. Da erst fünf Kids jemals in Kisumu waren, war die Fahrt, der Besuch am Flughafen, im Tierpark und im Supermarkt ein einziges großes Highlight. Jede Fahrt war echt unterhaltsam, weil man die Kids so einfach zum Lachen kriegen kann. Auf der Rückfahrt waren dann alle so müde, dass die meiste Zeit geschlafen wurde. Anikas Abschluss-Statement war: „anstrengend aber lustig“ und das trifft es wirklich gut.


Dann habe ich vor einer Woche die Freiwilligen in Uradi auf eigene Faust besucht. Also meinen Rucksack gepackt, Sonnenbrille auf und ab auf die Straße, ein Piki suchen. Den ersten mit Helm angehalten, im Preis runter gehandelt und los geht die Reise. Und Reise ist dieses Mal das richtige Wort. Eine Stunde hinten auf einem Motorrad zu sitzen und über Buckelerd-Pisten zu fahren macht nicht unbedingt Spaß, aber man hat echt viel von der Umgebung gesehen und einen anderen Weg gibt es nicht.
Da angekommen haben ich mit Elena und Katharina geholfen, das Essen für die Krankenhaus Patienten zu kochen und auszuteilen und mit Father Oscar zusammen gegessen. Danach saßen wir drei noch lange zusammen und haben geredet, erzählt und gelacht.
Am nächsten Morgen durften wir dann wieder in der Klinik helfen, das war ungefähr dieselbe Arbeit wie hier in Sega, aber ich durfte den Babys das Vitamin A selber in den Mund träufeln.
Auf dem Weg nach Hause dann eine Nachricht, die doch schockiert hat. Im Nebenraum lag eine 14 Jährige Mutter, die gerade ihr Kind bekam. Wir wurden eingeladen dabei zu sein und haben das erst skeptisch aber doch interessiert angenommen. Und dann eine Geburt …
Die Mutter war wie gesagt 14, ihr Körper war noch lange nicht bereit dafür ein Kind auf die Welt zu bringen und das Kind war mit zwei Kilo so deutlich zu leicht, dass es Lebensgefährlich ist. Aber nach gut einer Stunde drücken, viel Blut und sehr viel gutem Zureden, kam die kleine Chantale ( garantiert anders geschrieben!!) lebend zur Welt und das Wunder eines neuen Lebens war verbracht.
Die Rückfahrt war dank leichtem Nieselregen, dadurch aufgeweichten Straßen und einem Fahrer der nicht älter war als ich, eine Zitterpartie, aber ich bin sicher angekommen und wiede rum eine Erfahrung reicher.

Jetzt stehen die Ferien vor der Tür, die Schüler und Schülerinnen schreiben ihre Abschlussklausuren und sind danach alle weg oder zumindest nicht in der Schule.
Wir nutzen die Zeit, lernen jetzt Kisuaheli und die Zeichensprache, um dann nach den Ferien durchstarten zu können. 
Die ersten Reisepläne werden geschmiedet und der Karnevalsanfang wird hier unten natürlich auf keinen Fall vergessen.

Also ihr seht ich komme immer mehr ein und fühle mich wirklich immer wohler hier unten. Ich hänge euch noch ein paar Bilder von der Taubstummen Klasse dran, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass das mein Projekt werden könnte.
In diesem Sinne einen ganz ganz lieben Gruß aus dem immer wärmer werdenden Kenia!
Euer Sören 








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