ein Lichtlein brennt, diesmal auf kenianisch und ein
bisschen kleiner als gewohnt, aber für ein Land in dem der Brauch absolut nicht
bekannt ist und in dem man nach Tannenzweigen echt lange und bisher vergeblich
sucht, finde ich es erstaunlich gut und weihnachtlich ;-)
Aber was ist passiert, wie geht es mir?
Ich sitze auf meinem frisch bezogenen Bett, draußen regnet
es heute zum zweiten Mal, sehr zum Leidwesen meiner Wäsche, die jetzt drinnen
trocknen muss und höre meine Musik. Die Woche war wirklich voll und zum Teil
auch anstrengend, aber hat wirklich Spaß gemacht. Ich gehe jetzt zweimal die
Woche regelmäßig ins Krankenhaus, langsam lerne ich die Menschen besser kennen
und die wichtigsten Phrasen probiere ich jetzt auf Kisuaheli zu können und zu
sagen.
Am Dienstag waren wir in einem Waisenhaus für 0-4 Jährige, das
ganz in der Nähe von Sega liegt und durften dort einen Tag lang helfen. Da bei
der „Personalbesprechung“ einfach offen gestellt wurde, wer von uns wo helfen
soll, hat sich Mildret, eine Mitarbeiterin, mich einfach geschnappt und ich
durfte ihr mit den kleinsten der Kinder helfen. Klein heißt in diesem Fall 1-4
Wochen alt. Also bekam ich das erste schreiende Kind auf meinen Schoß gelegt
und muss ehrlich sagen, ich war am Anfang ein bisschen überfordert. Mildret
drückt mir ein Fläschchen in die Hand und sagt nur: „Feed her“. Also saß ich da
mit einem Baby in der einen Hand, das nicht größer ist als mein Unterarm und
vielleicht ein dreißigstel von mir wiegt, ein warmes Fläschchen in der anderen
Hand und bin immer noch überfordert. Mildret guckt mich an, lacht und fragt. „ Your first time? “ Ich
nicke nur und sie zeigt mir wie es geht. Ich muss sagen, als es dann auch bei
mir geklappt, war ich einfach nur glücklich. Die Kleine nuckelt begierig an dem
Fläschchen und guckt mich mit ihren großen schwarzen Augen an. Irgendwie hatte
ich das Gefühl das Kind in dem Moment glücklich gemacht zu haben und das war
einfach wunderbar. Danach habe ich es noch mit Mildret zusammen gewaschen und
wieder angezogen. Beim zweiten Kind habe ich es dann schon alleine gut
hinbekommen und ab dem dritten gab es keine Probleme mehr. Als dann nach gut anderthalb
Stunden alle vier wieder zufrieden in ihren Betten geschlafen haben, war ich
glücklich, froh und auch ein kleines bisschen stolz auf mich.
Es tut mir leid, dass ich davon kein Foto gemacht habe, um
es euch zu zeigen, aber wie ich oben geschrieben habe, hatte ich immer beide
Hände voll.
Der Tag ging dann damit weiter, die Wäsche der Kleinen zu
waschen. Als dann alles sauber und auf der Leine war, haben wir uns
verabschiedet und auf den Heimweg gemacht.
Am Mittwoch haben wir uns mit Elena und Katharina in Busia
zum Schwimmen getroffen. Ich muss sagen der Tag war auf mehrere Arten
besonders. Das erste Mal wieder schwimmen gehen seit langer Zeit. Dann Ende
November, ich wiederhole Ende November bei 30 Grad in Badehose im Pool zu
liegen und sich die Schultern zu verbrennen und als Abschluss ein ziemlich
gutes Pfeffersteak in dem Hotel zu genießen. Ich muss sagen der Tag hat sich
gelohnt und so ab und zu ist es vielleicht auch ganz gut einen Ausflug in
europäische Verhältnisse zu machen. Wobei ich es hier nicht vermisse, der Tag
hat einfach Spaß gemacht.
Zum Ende der Woche wurden wir dann von einer Freundin zur „Graduation“
ihrer Schule eingeladen. Das besondere an ihrer Schule ist, dass sie zu einer
Reihe von Schulen gehört, die finanziell stark aus Amerika unterstützt werden, deswegen echt günstig sind, aber ein sehr
europäisches Lehrsystem haben. Kleine Klassen, frühes Englischlernen und eine
Atmosphäre von Toleranz und Freude (auch am Lernen).
Die Veranstaltung hat dann leider sehr lange gedauert, weil
jede Klasse extra geehrt wurde und unzählige Reden gehalten wurden, aber es war
ein schöner Tag und es hat mich wirklich gefreut, dass mit so einer Schule auch
den Menschen eine Chance gegeben wird, deren Eltern sich keine teuren „Boarding
School“ leisten können.
Jetzt sitze ich hier, morgen fängt schon der Dezember an und
dann bin ich schon drei Monate hier im Land. Ein Viertel ist rum, aber eine
wunderbare Zeit liegt vor mir.
Ich will mich an dieser Stelle entschuldigen, dass ich mich
nicht mehr so oft melde, aber ich merke, dass ich eine Art Prozess durchlaufe und
immer mehr hier an- und reinkomme. Ich fange zum Beispiel an, Menschen auf der
Straße in Kisuaheli zu grüßen. Auch wegen den wenigen Bilder tut es mir leid,
aber ich möchte die Situationen hier erleben und als Erinnerung bewahren und
nicht durch eine Kamera sehen. Ich werde aber probieren mich in nächster Zeit
daran zu erinnern, mal ein Foto für euch zu schießen.
Ich hoffe ihr könnt da ein bisschen nachsichtig mit mir
sein, vergessen tue ich euch auf keinen Fall, keinen Einzigen von Euch :)
Damit schicke ich euch ganz liebe, warme und zum Teil sonnenverbrannte
Grüße und wünsche euch einen wunderbaren ersten Advent und einen
weihnachtlichen Dezember!
Euer Sören
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