Sonntag, 30. November 2014

Advent, Advent …



ein Lichtlein brennt, diesmal auf kenianisch und ein bisschen kleiner als gewohnt, aber für ein Land in dem der Brauch absolut nicht bekannt ist und in dem man nach Tannenzweigen echt lange und bisher vergeblich sucht, finde ich es erstaunlich gut und weihnachtlich ;-)
Aber was ist passiert, wie geht es mir?
Ich sitze auf meinem frisch bezogenen Bett, draußen regnet es heute zum zweiten Mal, sehr zum Leidwesen meiner Wäsche, die jetzt drinnen trocknen muss und höre meine Musik. Die Woche war wirklich voll und zum Teil auch anstrengend, aber hat wirklich Spaß gemacht. Ich gehe jetzt zweimal die Woche regelmäßig ins Krankenhaus, langsam lerne ich die Menschen besser kennen und die wichtigsten Phrasen probiere ich jetzt auf Kisuaheli zu können und zu sagen.
Am Dienstag waren wir in einem Waisenhaus für 0-4 Jährige, das ganz in der Nähe von Sega liegt und durften dort einen Tag lang helfen. Da bei der „Personalbesprechung“ einfach offen gestellt wurde, wer von uns wo helfen soll, hat sich Mildret, eine Mitarbeiterin, mich einfach geschnappt und ich durfte ihr mit den kleinsten der Kinder helfen. Klein heißt in diesem Fall 1-4 Wochen alt. Also bekam ich das erste schreiende Kind auf meinen Schoß gelegt und muss ehrlich sagen, ich war am Anfang ein bisschen überfordert. Mildret drückt mir ein Fläschchen in die Hand und sagt nur: „Feed her“. Also saß ich da mit einem Baby in der einen Hand, das nicht größer ist als mein Unterarm und vielleicht ein dreißigstel von mir wiegt, ein warmes Fläschchen in der anderen Hand und bin immer noch überfordert. Mildret guckt mich an, lacht und fragt. „ Your first time? “ Ich nicke nur und sie zeigt mir wie es geht. Ich muss sagen, als es dann auch bei mir geklappt, war ich einfach nur glücklich. Die Kleine nuckelt begierig an dem Fläschchen und guckt mich mit ihren großen schwarzen Augen an. Irgendwie hatte ich das Gefühl das Kind in dem Moment glücklich gemacht zu haben und das war einfach wunderbar. Danach habe ich es noch mit Mildret zusammen gewaschen und wieder angezogen. Beim zweiten Kind habe ich es dann schon alleine gut hinbekommen und ab dem dritten gab es keine Probleme mehr. Als dann nach gut anderthalb Stunden alle vier wieder zufrieden in ihren Betten geschlafen haben, war ich glücklich, froh und auch ein kleines bisschen stolz auf mich.
Es tut mir leid, dass ich davon kein Foto gemacht habe, um es euch zu zeigen, aber wie ich oben geschrieben habe, hatte ich immer beide Hände voll.
Der Tag ging dann damit weiter, die Wäsche der Kleinen zu waschen. Als dann alles sauber und auf der Leine war, haben wir uns verabschiedet und auf den Heimweg gemacht.

Am Mittwoch haben wir uns mit Elena und Katharina in Busia zum Schwimmen getroffen. Ich muss sagen der Tag war auf mehrere Arten besonders. Das erste Mal wieder schwimmen gehen seit langer Zeit. Dann Ende November, ich wiederhole Ende November bei 30 Grad in Badehose im Pool zu liegen und sich die Schultern zu verbrennen und als Abschluss ein ziemlich gutes Pfeffersteak in dem Hotel zu genießen. Ich muss sagen der Tag hat sich gelohnt und so ab und zu ist es vielleicht auch ganz gut einen Ausflug in europäische Verhältnisse zu machen. Wobei ich es hier nicht vermisse, der Tag hat einfach Spaß gemacht.
Zum Ende der Woche wurden wir dann von einer Freundin zur „Graduation“ ihrer Schule eingeladen. Das besondere an ihrer Schule ist, dass sie zu einer Reihe von Schulen gehört, die finanziell stark aus Amerika unterstützt werden,  deswegen echt günstig sind, aber ein sehr europäisches Lehrsystem haben. Kleine Klassen, frühes Englischlernen und eine Atmosphäre von Toleranz und Freude (auch am Lernen).
Die Veranstaltung hat dann leider sehr lange gedauert, weil jede Klasse extra geehrt wurde und unzählige Reden gehalten wurden, aber es war ein schöner Tag und es hat mich wirklich gefreut, dass mit so einer Schule auch den Menschen eine Chance gegeben wird, deren Eltern sich keine teuren „Boarding School“ leisten können.

Jetzt sitze ich hier, morgen fängt schon der Dezember an und dann bin ich schon drei Monate hier im Land. Ein Viertel ist rum, aber eine wunderbare Zeit liegt vor mir.
Ich will mich an dieser Stelle entschuldigen, dass ich mich nicht mehr so oft melde, aber ich merke, dass ich eine Art Prozess durchlaufe und immer mehr hier an- und reinkomme. Ich fange zum Beispiel an, Menschen auf der Straße in Kisuaheli zu grüßen. Auch wegen den wenigen Bilder tut es mir leid, aber ich möchte die Situationen hier erleben und als Erinnerung bewahren und nicht durch eine Kamera sehen. Ich werde aber probieren mich in nächster Zeit daran zu erinnern, mal ein Foto für euch zu schießen.
Ich hoffe ihr könnt da ein bisschen nachsichtig mit mir sein, vergessen tue ich euch auf keinen Fall, keinen Einzigen von Euch :)

Damit schicke ich euch ganz liebe, warme und zum Teil sonnenverbrannte Grüße und wünsche euch einen wunderbaren ersten Advent und einen weihnachtlichen Dezember!
Euer Sören

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