Mittwoch, 4. Februar 2015

Sansibar und Seminar – eine sehr sehr schöne Zeit



Ich bin wieder Zuhause in meinem angenehm kühlen Kenia und es liegen mehr als zwei wunderschöne Wochen hinter mir, die gefühlt nur geflogen sind.
Aber am Anfang dieses Eintrags möchte ich etwas klar stellen und mich auch entschuldigen. Wir haben auf dem Seminar viel darüber geredet, was für ein Bild wir Freiwilligen nach Deutschland vermitteln, dabei ist mir Einiges bewusst geworden und deswegen will ich mich entschuldigen.

Meine Berichte sind absolut subjektiv und niemals allgemeingültig. Ich berichte von Situationen, die ich erlebt habe mit Menschen in meiner Stadt. Die Volkgruppe, die hier lebt, bewohnt ein Gebiet, das höchstens einen Durchmesser von 300-400 Kilometern hat. Alleine von „dem Kenianer“ oder gar von „dem Afrikaner“ zu sprechen ist absurd. Selbst unter den vielleicht 100 Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte, gibt es so große Unterschiede, dass ich niemals ein allgemeines Bild zeichnen könnte.
Das Problem heißt „Pauschalisierung“ und leider passiert das sehr leicht und häufig. Daraus entstehen leider oft genug Vorurteile, die keinerlei Begründung haben, sondern aus dem Charakter eines einzelnen entstanden sind.
Und so können Vorurteile gegen ganze Nationen oder sogar „den Afrikaner“ erschaffen oder bestätigt werden, nur aus einer einzelnen Situation heraus.
Dazu kommt, dass ich viele Eigenschaften, die ich am Anfang als störend und nervend empfunden habe, immer mehr zu schätzen gelernt habe. Also sind wirklich viele der „üblichen Vorurteile“ gar nicht negativ, sondern verbergen wirklich viel Gutes in sich, zumindest meiner Meinung nach.

Wenn ich das nicht deutlich genug gezeigt habe oder selber pauschalisiert habe ( und das habe ich auf jeden Fall) möchte ich mich dafür entschuldigen und hoffe, dass ihr die Berichte vielleicht noch mal unter einem anderen Blickwinkel lesen könnt.

Deswegen möchte ich am Anfang auf ein paar Dinge hinweisen, die mir aufgefallen sind und sehr gut zu dem Thema passen.

Mein Bericht zum Thema Korruption.
Gerade in Tansania habe ich gemerkt, wie sehr ich verallgemeinert habe. Denn zum Beispiel, wir bei jeder Polizeikontrolle auf Sansibar, jedes Auto gecheckt. Es werden die Passagiere gezählt, die Fahrerlaubnis oder die Versicherung gecheckt.
Also ist die Situation in einem Matatu an der Polizeikontrolle (siehe letzter Bericht) eine Besonderheit, die ich bisher nur in Kenia erlebt habe.

Nairobi.
So eine internationale und moderne Stadt hätte ich niemals erwartet. Banktower, die an Frankfurt erinnern, ein Verkehrsstau, der unglaublich ist und ein fast hektisches Treiben auf der Straße. Ich hab mich, bekleidet mit Jeans und T-Shirt, underdressed gefühlt. Kein Mann lief mit weniger als Lederschuhen, eine guten Hose und einem Hemd rum. Viele sogar im Anzug. Und wenn man bei „Subway“ oder „Dominos Pizza“ isst, merkt man, wie international Nairobi ist. Aber auch da wieder, ich war genau 24 Stunden in Nairobi und hab den Stadtkern und das Bankenviertel gesehen. Es gibt auch hier die Slums und Elendsviertel, nur der Stadtkern ist deutlich internationaler, als ich es jemals erwartet hätte.

Zu spät kommen.
Da gibt es genauso, wie in Deutschland riesige Unterschiede. Es gibt die Menschen, die zu spät kommen und sich dafür nicht entschuldigen, aber wenn man nachfragt, haben sie oft einen guten Grund dafür und nicht, weil sie faul sind. Ich habe aber schon Menschen getroffen, die mich angerufen haben, weil ich eine Minute zu spät war oder die sich im Verkehrschaos von Nairobi dafür entschuldigt haben fünf Minuten zu spät zu kommen, was wirklich kein Problem war.
Und zum Abschluss vielleicht ein positives „Vorurteil“.
Bei nahezu allen Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte, bin ich auf eine riesige Gastfreundschafft und Herzenswärme gestoßen. Ein Gast ist wirklich eine große Ehre und für ihn wird oft genug mehr gegeben, als man selber hat. Ich wurde schon oft nach nur fünf Minuten Gespräch ins Haus zum Essen eingeladen und das Essen wäre bestimmt ein Festessen geworden, nach den Erfahrungen, die ich bei Sister Rose hatte.

So jetzt aber genug moralapostelt, ihr wollt ja auch wissen, wie es war und was ich gemacht habe.

Der Flug nach Dar es Salam war problemlos und wirklich entspannt. Dann mussten wir zwar bei der Einreise doch 50 Dollar für ein Visum zahlen, aber das hatten wir fast vermutet.
Als wir dann endlich aus dem Flughafen raus waren, bin ich gefühlt gegen eine Wand gelaufen. Eine Hitze und eine Luftfeuchtigkeit von gefühlt 98 % hat mich im Stehen dazu gebracht, dass ich mein T-Shirt hätte auswringen können. Dann sind wir für die erste Nacht ins YMCA nach Dar es Salam gefahren und hatten einen entspannten, aber echt warmen Abend mit Mitfreiwilligen, die ein Teil von uns aus der Vorbereitung kannte.
Dann am nächsten Morgen ab auf die Fähre und zwei Stunden später: SANSIBAR!!! Uns kam schon der weiße Strand und das türkisfarbene Wasser entgegen und nach einer weiteren Stunde Autofahrt waren wir da. Die Jambo Beach Bungalows in Paje an der Ostküste von Sansibar. Der schneeweiße feine Sand unter den Füßen, der indische Ozean wirklich nur fünf Meter von den Bungalows entfernt und ein strahlend blauer Himmel. Die Palmen wehen leicht im Wind und die Menschen sind alle super nett und einfach nur freundlich. Das Paradies.
Wir sind natürlich erst mal schwimmen gegangen und der Ozean war einfach nur genial, nicht zu warm, nicht zu kalt, einfach nur perfekt. Bis wir die Quallen entdeckt haben. Ich hatte dann auch noch die Ehre als einer der ersten Bekanntschaft mit ihnen zu machen, aber nach dem „Amarosa“ der Barmann mir eine Pflanze (nachher bekannt als Aloe Vera) da drauf gepackt hat ging es gleich wieder vorbei. Spätestens nach dem zweiten Mal Schwimmen hatten wir auch raus, wann die Quallen da waren und wann nicht und konnten das Wasser unbeschwert genießen, was jedes Mal auf neue eine wunderschöne Erfahrung war.
So haben wir dann auch jede freie Minute verbracht, am Strand oder im Wasser, man musste einfach immer da sein. 







Zwei Highlights waren dann der Besuch in Stonetown und die Blue Safari.
Stonetown ist die Altstadt von Sansibar-Stadt und ist hauptsächlich arabisch geprägt. Wunderschöne kleine Gassen und ein Hafen waren wirklich schön zum schlendern und Tourishoppen. Der Essens-Markt am Abend hat dann aber wirklich alles übertroffen. Den leckersten Kebab, Meeresfrüchte in allen Variationen und eine Sansibar Pizza (sowas wie ein geklappter Pfannkuchen mit Füllung) haben wirklich keine Wünsche offen gelassen. Dazu noch ein frisch gepresster Zuckerrohr-Saft und ich war
einfach nur noch glücklich. 














Die Blue Safari kam dann zwei Tage später und hat wirklich alle Erwartungen übertroffen.
Das Schnorcheln mit Fischschwärmen von unbeschreiblicher Größe und Vielfalt. Quallen, so groß wie meine Hand, die an mir vorbei wabert. Ein Korallenriff, das in seiner Form einfach nur wunderschön ist. Eine Schildkröte, die wegschwimmt und zum Abschied gefühlt noch einmal winkt. Zebrafische, die auf der Suche nach Nahrung direkt gegen meine Brille schwimmen und Muscheln, die einfach nur wunderschön da liegen.
Eine einsame Sandbank, die einfach so aus dem Ozean hervorsteht und eine Lagune, die durch Jahrtausende Ebbe und Flut einzigartig und atemberaubend geformt wurde. Es gibt keine Worte, um das alles zu beschreiben. Es war wunderschön, atemberauben und wie im Paradies.
Das Ende war dann eher enttäuschend, da es leider sehr touristisch gestaltet war. Inklusive „traditionellen“ Tänzern, die nicht mal im Ansatz das wiederspiegeln, was ich hier kennen gelernt habe und einer „Delfinjagt“, bei der sechs Boote voll mit Menschen immer wieder einer Schwanzflosse hinterher gerast sind. Aber der Tag war auf jeden Fall einer dieser besonderen Tage, die ich nie wieder vergessen werde.



















Dann kam das Zwischenseminar in Dar es Salam. Dazu gibt es so viele Geschichten, dass ich sie gar nicht alle erzählen kann. Das Haus war wirklich hervorragend, das Essen war unschlagbar und die Gruppe war einfach wunderbar. Ich hab viele wirklich einzigartig wunderbare Menschen kennen gelernt und einige davon sind mir jetzt schon ans Herz gewachsen. Das ganze Seminar war wie eine kleine deutsche Seifenblase. Ein bisschen unwirklich, aber wirklich schön. Mir persönlich hat es aber wirklich viel gebracht, ich konnte mich über viele Themen aussprechen und ich habe gemerkt, dass es vielen Mitfreiwilligen sehr ähnlich geht oder es ähnliche Erfahrungen gibt. Das Seminar hat bei mir auch noch mal die Lust geweckt, mehr zu reisen. Ob nur nach Kisumu, zum Kilimanjaro oder nach Uganda, ich werde auf jeden Fall noch rum kommen. 



Die Rückreise war wieder eine Geschichte für sich, es ist aber alles gut verlaufen und ich bin sicher und zufrieden wieder in meinem Zuhause angekommen.

Diese zweieinhalb Wochen waren so voll mit Emotionen, Geschichten, Erlebnissen und Begegnungen, dass ich gar nicht alles erzählen kann, wenn jemand aber gerne mehr wissen möchte, kann ich in einem Skype Gespräche gerne noch mehr erzählen.

Jetzt hat der Alltag wieder angefangen und ich bin wirklich froh drum. Der Streik ist beendet, die Kindergartenkinder kommen wieder und wir können endlich in den Schulen anfangen zu arbeiten. Also wird der nächste Eintrag dann wirklich mal von meinem Alltag hier im wunderschönen Kenia berichten. Ich wünsche denen, die in Klausuren Phasen stecken, ganz viel Kraft und Glück, allen anderen natürlich auch! Euch allen eine gute Zeit und ganz ganz viel Wärme, davon hab ich hier nun mal genug ;)

Euer Sören

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